Ein Preis für das Kinderbuch als Kunstwerk

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Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis soll zeigen, wie vielfältig und originell Schweizer Bilderbücher, Jugendromane oder Comics sind. Die fünf Bücher, die dieses Jahr nominiert waren, sind gute Beispiele dafür.

Gut 120 französische, deutsche, italienische und rätoromanische Bücher haben die Verlage letztes Jahr für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis eingegeben. Darunter waren sehr viele Bilderbücher, aber auch Romane für Kinder und Jugendliche, Sachbücher und Comics – alle von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern geschrieben oder illustriert. Die fünfköpfige Jury hatte also eine herausfordernde Aufgabe: Mit viel Begeisterung hat sie die unterschiedlichsten Bücher beurteilt und verglichen.

Jeweils Anfang März wird eine sogenannte Shortlist veröffentlicht – fünf Bücher, die für den Hauptpreis nominiert sind. Die Bücher auf der Shortlist 2023 luden allesamt zu Reisen ein: «ABC Schweiz» von Niels Blaesi ist ein sehr grafisch gestaltetes Sachbilderbuch, das mit viel Witz anhand des ABCs Orte und Besonderheiten der Schweiz vorstellt. Zum «C» wie «Cervelat» sieht man da etwa einen Wald und ein Feuer zum Bräteln – die Wurst aber ist schon im Maul des Fuchses, der eben hinter einer Tanne verschwindet… Das Bilderbuch «Lea und Finn langweilen sich» stammt vom Illustrator Tom Reed. Es erzählt mit cartoonhaften Zeichnungen von zwei Hunden, die sich auf den weissen Buchseiten langweilen. Plötzlich springt ein Hund zwischen den Seiten in den Buchfalz hinein – und das Abenteuer beginnt!

Giorgio Volpe aus Rom und Elanor Burgyan aus dem Tessin haben zusammen das Bilderbuch «Il grande alveare» (deutsch: Der grosse Bienenstock) gestaltet. Wir begleiten darin einen kleinen Dachs bei seinem ersten Besuch in einem Theater und erleben mit ihm die Magie dieses Ortes. Das Genfer Künstlerpaar Albertine und Germano Zullo stand mit dem grossformatigen, dicken Bilderbuch «Le livre bleu» auf der Shortlist. Seraphines Eltern lesen ihr jeden Abend aus dem «blauen Buch» vor. Während wir das Gespräch zwischen Kind und Eltern lesen, folgen wir in den farbintensiven Bildern einer abenteuerlichen Reise, geleitet von der Fantasie des Kindes.

Das fünfte Buch ist auch jenes, das schlussendlich mit dem Hauptpreis von 10'000 Franken ausgezeichnet wurde. Am 20. Mai 2023 wurde im Rahmen der Solothurner Literaturtage feierlich verkündet: Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis geht dieses Jahr an die Autorin Elisa Shua Dusapin und die Comiczeichnerin Hélène Becquelin für ihr eindrückliches Werk «Le Colibri». Der Comic für Jugendliche erzählt von Célestin, der nach einem schweren Verlust mit seiner Familie umgezogen ist. Er fühlt sich wie der kleine Kolbiri in der Winterstarre. Doch hier lernt er seine Nachbarin Lotte kennen, die ihn langsam wieder ins Leben zurückbringt. Die Jury lobte, dass im Comic tiefgründig und berührend von bedeutenden Übergängen im Leben eines Jugendlichen erzählt werde. Die Dialoge und Bilder sprächen vieles an, aber lassen doch genug offen, was die Leserinnen und Leser mit eigenen Gedanken füllen können.

Drei Organisationen tragen den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis: der Schweizer Buchhandels- und Verlagsverband SBVV, das Schweizer Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM und die Solothurner Literaturtage.

www.schweizerkinderbuchpreis.ch

Elisabeth Eggenberger führt am Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM die Geschäftsstelle des Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreises.

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